Gnädiger Herr!

Ich habe mich im Herbst verflossenen Jahres in einem besonderen Schreiben an Ew: Excellenz gewendet, wobei ich zwei Hauptpunkte, die Einrichtung des Königlichen Museums betreffend, zur Sprache brachte.

Der erste Punkt betraf die neue Auswahl der Gemälde aus den alten Königlichen Sammlungen, wovon die Commission die Verzeichniße früher an Ew: Excellenz eingesandt hatte. Es war nehmlich wesentlich, die allerhöchste Willensmeinung zu erfahren, in wiefern die Commission autorisirt werden möchte: die aufgezeichneten Gegenstände bestimmt für das Museum zu requiriren, um dann dieselben in Zeit in die verschiedenen Klassen der Gemälde des Museums einzureihen. Man sah einer baldigen Antwort um so mehr entgegen, da ohne dieselbe an eine Fortsetzung der Arbeiten über die definitive Anordnung nicht zu denken war: weder konnte an dem künftigen Hand-Catalog gearbeitet werden, noch an dem größeren historischen Werke über die Gesammtgegenstände des Museums; der zweite Punkt betraf den Ordner des Museums, der die Einrichtung des Ganzen zu einer ersprießlichen Beendigung führen sollte. Ich schloß mich von einer solchen Ordnerschaft nicht aus, in sofern die Wahl des Ordners auf mich fallen sollte. In dem entgegengesetzten Falle ging meine gehorsamste Bitte blos dahin, daß Ew: Excellenz gütigst vermitteln möchten, daß ich an allem ferneren Antheil bei den Arbeiten des Museums entbunden würde.

Es sind nunmehr an sechs Monate verflossen, ohne irgend was Definitives erfahren zu haben; und die Zeit ist gekommen, wo bei dem eintretenden Frühjahr ich glaubte, daß der Anfang mit dem wirklichen Aufstellen gemacht werden müßte. Ich dachte mir dies um so nothwendiger, da ich keinen | 2 Augenblick zweifelte: die Militairbehörde würde nicht säumen, darauf zu dringen, in den Besitz des jetzigen Lokals zu kommen, wie dieselbe auch schon bereits gethan hat.

Mit Bedauern muß ich jetzt melden, daß die Umstände sich seitdem in Ansehung meiner sehr geändert haben. Meine Gesundheit hat zwar schon seit Jahren gelitten, und im vergangenen Sommer genoß ich wenige ganz heitere und gesunde Tage. Indessen hoffte ich, der Stärke meiner früheren Gesundheit vertrauend, Unpäßlichkeiten, die wenn gleich erhaltend, doch nicht wesentlich störend waren, doch allmählig zu überwinden. Allein der herbe Winter wirkte mehr als jemals nachtheilig auf den Zustand meiner Gesundheit. Ich mußte zu den ernsthaftesten Mitteln greifen, so daß ich nun allmählig zu genesen beginne; doch verspricht mir der Arzt die Besserung nur von einer längeren Sommerkur. Aber auch diese möchte bei einem Manne, der in ein Paar Monaten siebenzig Jahre zählt, mehr eine Linderung, als eine ernsthafte Besserung sein.

Ich bitte also Ew: Excellenz gehorsamst, meine Lage berücksichtigen, und bei Seiner Majestät gütigst bewirken zu wollen, daß ich von jetzt an von den Geschäften bei dem Museum dispensirt werde. Ich darf um so mehr auf diese Gnade rechnen, da ich doch außer Stande bin thätig mitzuwirken, und ich mehr hinderlich, als forderlich sein würde.

Berlin den 13ten April 1829.

(gez:) A. Hirt

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Schreiben Altensteins an den König, 25. April 1829 [I. HA, Rep. 89 Geh. Zivilkab. j. P. Nr. 20441, Bl. 239v-240v]:

[...] Wo so erhebliche Meinungen, wie da des Hofraths Hirt, des Geheimen Ober Bau Raths Schinkel und des Dr Waagen einander entgegenstehen, scheint es mir höchst mißlich, durch an sich verdienstvolle Männer, die sich jedoch mit den gedachten jetzigen Mitgliedern der Commission in Ansehung der Kunst-Kenntniß nicht vergleichen können, den Ausschlag geben zu lassen. Deshalb würde es höchst wünschenswerth sein, daß, wenn Ew: Königliche Majestät Bedenken tragen sollten, meine ehrfurchtsvollen Vorschläge vom 10ten v. M. vollständig // allerhuldreichst zu genehmigen, wenigstens dem dringendsten Bedürfniße durch die interimistische Beiziehung eines ausgezeichneten Kunstkenners im Fache der Gemälde der blos für solches an die Spitze der Commission zur Einrichtung des Museums treten könnte, abgeholfen würde. Unstreitig würde es das Wünschenswertheste sein, wenn der Freiherr von Rumohr, dessen Kenntniße so ausgezeichnet im Fache der Gemälde sind, daß sein Name überall als hinlängliche Autorität anerkannt werden wird, dazu gewählt werden könnte. Auf Ew: Königlichen Majestät allergnädigste Aufforderung würde derselbe vielleicht auch eine nur vorübergehende Einwirkung bei der Commission für das Geschäft des ersten Ordnens annehmen, und sein Benehmen dabei und die Gestaltung aller dabei zu berücksichtigenden Verhältnisse würde für die weiteren Schritte maaßgebend werden können.
Es wird in Benutzung dieses ausgezeichneten Kunstkenners um so wichtiger, da nach einer von dem Hofrath Hirt unter dem 13ten d. M. erstatteten Anzeige, welche ich abschriftlich ehrerbietigst beifüge, auf dessen Mitwirkung bei der Aufstellung der Gemälde-Gallerie wegen seiner sehr mißlichen Gesundheit und seines hohen Alters nicht zu rechnen ist. Er bittet ausdrücklich um gänzliche Entbindung von diesem Geschäfte, um eine Sommer-Kur gebrauchen zu können. Einen vollständigen Ersatz für solchen bei diesem Geschäfte aus der Zahl der Männer, welche hier Kenntniß von Gemälden besitzen, bin ich Ew: Königlichen Majestät außer Stande ehrfurchtsvollest in Vorschlag zu bringen. Es stehen solche sämmtlich dem Hofrath Hirt an Kenntnißen in diesem Fache sehr nach. Der Freiherr von Rumohr wird aber, so sehr ich auch den Hofrath Hirt achte, in Beziehung auf Gemälde noch ungleich mehr leisten und die Erreichung des wichtigen Zwecks durch seine Einwirkung // bei weitem mehr gefördert und gesichert werden. [...]