In der Sitzung des Akademischen Senats vom 28. Oktober 1826 "Ward das Rescript Eines Hohen Minist. vom 14. dieses c. 16565. verlesen; es betrift das Ansuchen des Profeß. Zielcke seinen ausgearbeiteten Lehrcursus der griechischen Architectur, wovon der Plan in mehreren Zeichnungen auf der Ausstellung ausgestellt ist, zu prüfen, und ob ihm der Vortrag dieses Lehrkursus zu gestatten [ist]. Ein Hohes Ministerium beauftragt die Akademie, hierüber gutachtlich zu berichten. / Es ward beschloßen daß der p Zielcke aufgefordert werden sollte, die Zeichnungen insgesammt mit einem erläuternden schriftlichen Vortrage nach Schluß der Ausstellung einzureichen; Es soll eine Commission bestehend aus den Professoren Hirt, Rabe und Schinkel die besagten Zeichnungen prüfen, und demnächst dem Senat gutachtlich berichten, um Einem Hohen Ministerio den verlangten Bericht abzustatten" (PrAdK 74, Bl. 45f.).
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Dem Auftrage eines hochlöblichen academischen Senats zufolge
sind die unterzeichneten Mitglieder desselben zusammen getreten, die architektonischen Zeichnungen des Herrn Prof. Zielcke, was er einen neuen Canon der griechischen Architektur zu nennen beliebt, näher in Augenschein zu nehmen, nachdem jeder einzeln schon zuvor die Zeichnungen besehen hatte.

Zuvor hielten wir es aber für zweckmäßig, die gesammten Zeichnungsblätter des Herrn Professor Hummel, nach welchen derselbe seit Jahren seinen Lehrcursus eingerichtet hat, durchzusehen, um im Stande zu seyn, desto zuverläßiger ein gründliches Urtheil zu faßen.

Diesem Cursus des Prof. Hummel können wir nicht anders als das höchste Lob ertheilen, sowohl in Hinsicht der Zeichnungen, die er hiezu ausgewählt hat, als in Hinsicht des ganzen Systems und der Lehrordnung, welche dabey beobachtet wird. Nichts ist zuviel, nichts zu wenig, was zu einer gründlichen Elementarzeichnenlehre in der Architektur erfordert wird; und mit Vergnügen haben wir uns überzeugt, daß schwerlich irgendwo ein so zweckmäßiger Unterricht statt finden möchte. Und Herrn Professor Hummel[s] Methode verdient um so mehr Anerkennung, da er alle Zeichnungen, größere und kleinere, linearische und schattirte, hiezu selbst entworfen und ausgeführt hat. Dieser vortrefflichen Methode wegen hatte sich auch die Frequenz bald so vermehrt, daß er später sich einen Gehülfen erbeten mußte, welcher ihm in der Person des Herrn Zielcke gewährt wurde.

Hierauf wurde der so genannte Canon der griechischen Baukunst dieses Gehülfen vorgenommen, und Zeichnung für Zeichnung durch- | 2gesehen. Mit Bedauern läßt sich aber nur hievon sagen: "Alles was hievon gut ist, ist nicht neu, sondern von dem Hummelschen Cursus entnommen, und das Neue - was der Gehülfe beygefügt hat, ist nicht gut."

Man wird diesem unsrem Urtheil leicht glauben, ohne uns in ein ekelhaftes In lateinischer SchriftDetail einzulaßen, und das schülerhafte In lateinischer SchriftPensum eines der Architektur unkundigen Profeßors zu corrigiren. - Schon bey den ersten Blättern, die achitektonischen Glieder betreffend, verwirrt er die Benennung der Glieder, und bringt In lateinischer SchriftVarietäten an, wobey man gleich sieht, daß der Zeichnende nicht verstand, worauf es bey solchen Zeichnungen ankomt.

Bey dem Unterbau trägt er eine ganz falsche Lehre vor; und mangelhaft ist seine Lehre über die Verjüngung der Säulen. Unnütz ist das Blatt, wo die Säulen der vier Bauarten neben einander gestellt sind. In Tab. II. sind die Tempelplane entstellt, weil ihm die Kenntniß von der excentrischen Stellung der Säulen entgieng, und nicht wußte, worauf es hierbey ankomt.

Die In lateinischer SchriftSchemata für das Ionische Kapitäl sind unzureichend. Das Vitruvische Kapitäl fehlt ganz, und falsche Ausdrücke werden dabey gebraucht.

Die Lehre vom Corinthischen Kapitäl ist wieder unzulänglich, und der Aufriß seines so genannten Musterkapitäls unbegreiflich gezeichnet. Bei der Lehre der Gebälke ist wieder sehr wesentliches weggelaßen.

Doch wer möchte das Sonderbare, Mißverstandene, Unzulängliche, und nicht canonische dieser so genannten canonischen Zeichnungsblätter alle durchgehen? Am Ende blieb uns nichts | 3übrig, als das Erstaunen über die Dreistigkeit eines Zeichners, der alles wesentliche, was er machen kann, erst als Gehülfe in der Classe es Herrn Hummel's gelernt hat.

Die Unterzeichneten können es demnach Herrn P. Hummel nicht verargen, wenn er die ferne Hülfe eines Mannes Zielcke wurde vorläufig suspendiert.
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verweigert
, der mit einer solchen Dreistigkeit auftritt, und sich bey den Zöglingen verächtlich machend, nur dem guten Fortgang bey dem Unterricht schaden kann.

Zugleich bitten wir den Academischen In lateinischer SchriftSenat dies Dies geschah mit Schreiben vom 28. November 1826, gezeichnet von Direktor Schadow und Sekretar Schumann.
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unser Gutachten einem hohen In lateinischer SchriftMinisterioIn lateinischer Schrift in Originali einsenden zu wollen
, nachdem zuvor eine Abschrift für das Archiv des academischen Senats davon genommen ist.

Berlin den 21. Nov. 1826.

[gez.] Schinkel. [gez.] In der Sitzung des Akademischen Senats vom 25. November 1826 "Trug Herr Profeßor Rabe den von der hiezu ernannten Commission erstatteten gutachtlichen Bericht über Profeß. Zielcke sogenannte neue Lehre der Griechischen Baukunst vor; es soll dieser Bericht Einem hohen Minist. eingereicht werden" (PrAdK 74, Bl. 51).
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Rabe
. [gez.] Hirt.