Hochgeborner Graf, hochgebietender Herr Staatsminister!

In einem gnädigen Schreiben vom 23ten Januar geben mir Ew. Excellenz auf: mein Gutachten über das Projekt des Werderschen Kirchenbaues vom Herrn Baurath Schlaetzer durch Vorlegung eigener Zeichnungen näher zu motiviren, weil das Schriftliche nicht hinreichend sey.

Ich habe die Ehre hiemit die Vgl. Hirts Beschreibung der Zeichnungen zum Neubau der Friedrichswerderschen Kirche vom 18.02.1821.
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Entwürfe auf zwey Blättern
zu übersenden, und zugleich zu wiederholen: daß ich mich mit dem Praktischen der Bauführung nie befaßt habe; - daß ich mir aber deßen ungeachtet wohl zutrauen darf, ein Urtheil über ein architektonisches Projekt zu fällen, da ich als architektonischer Schriftsteller mit einem Seine Vorlesungen an der Akademie der Künste und der Bauakademie.
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Lehrsystem über die gesammte Baukunst
vor der Welt aufgetreten bin, und eben iezt die Geschichte der Baukunst edire, wo ich die Gebäude aller Völker und aller Zeiten meinem Urtheil zu unterwerfen hatte.

Indeßen wenn ich mich gleich mit dem Praktischen der Bauführung nie abgeben mochte, und mein Bemühen sich einzig dahin beschränkte, Grund- | 2sätze und Lehrbücher für Baukünstler zu schreiben, und durch Vorlesungen über die Architektur den beßern Geist der Kunst zu verbreiten; so habe ich mich doch der Aufgabe, welche Ew. Excellenz mir auftrugen, nicht entziehen wollen, theils um mich gegen den Wunsch Ew. Excellenz willfährig zu erweisen, theils um zu zeigen, wie nach meinen Einsichten und Grundsätzen zu verfahren seyn möchte, wenn man an der gedachten Stelle der Werderschen Kirchen einen neuen Bau führen wollte. Solche Entwürfe haben für den, der das Wesen der Kunst kennet und überall nur das Zweckmäßige mit dem Gefälligen verfolgt, keine Schwierigkeit. Aber auch der geringste Bau erfordert Überlegung, und das mannigfaltige Detail eine genaue Berechnung, um nicht gegen die architektonischen Gesetze zu verstoßen und das Schicklichste in alle Theilen zu einander zu berücksichtigen.

Die Ansichten, welche mich leiteten, werden sich aus den Erklärungen, welche die Rissen begleiten, ergeben.

Gern hätte ich schon früher diesen Entwurf eingesandt; allein der Condukteur hielt die Arbeit etwas auf, obwohl ich übrigens mit der Reinlichkeit seiner Zeichnungen wohl zufrieden bin.

Berlin den 23 Februar 1821.

Hirt.