Wahrscheinlich gehörte das in Rede stehende goldene, mit Schmelz ausgelegte, Gehänge zur Zierde eines kirchlichen Gegenstandes, etwa als Schmuck für eine wunderthätige Madonna. Als Raub mag es in die Hände eines Soldaten gekommen seyn, der dann geblieben, und zugleich mit ihm begraben ward. Auch sagt die Arbeit dem 14ten Jahrhundert zu, zu welcher Zeit man allerdings in Deutschland dergleichen sehr gut zu verfertigen verstand. Der Schmuck könnte aber auch sehr wohl einem geistlichen Ritter, der in einer Schlacht blieb, angehört haben. - Andern Werth als den des Goldes möchte übrigens das Kleinod nicht haben. Man könnte demselben einen Platz in der königlichen Kunstkammer einräumen.

Hirt

den 28 october 24.

_______________________________________________________________________________________________[Dem Gutachten ging eine Anfrage des Ministeriums vom 18. Oktober 1824 voraus:]

An / Die historisch-philologische Klasse / der Königlichen Akademie / der Wissenschaften

Die historisch-philologische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften erhält hiebei Abschrift eines Berichtes des Landraths von Waldow zu Fürstenau vom 28ten August d. J. nebst einer Schachtel mit dem Fragmente eines goldenen Schmucks, mit dem Auftrage, dem Ministerio ihre Meinung über das muthmaßliche Vaterland wo dieser Schmuck gearbeitet seyn mag, des Zeitalters, und der Bestimmung desselben mitzutheilen.
Berlin den 18ten October 1824.
Ministerium der Geistlichen Unterrichts und Medizinal Angelegenheiten.
Unterrichts-Abtheilung.
[gez.] Carl Albert Christoph Heinrich von Kamptz (1769-1849) wurde 1824 Erster Direktor der Unterrichtsabteilung des Ministeriums der geistlichen Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten und 1825 Direktor des Justizministeriums.
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Kamptz