Berlin den 12ten Mars 1798.
Ewr Wohlgeboren habe ich auf die mir unterm 6ten dieses zugestelte Fragen, schuldigst, in Antwort zu geben.
ad. 1.) in meiner unterhabenden Zeichenklaße (zweyte) ist der Unterricht einzelne Theile der Menschlichen-Figur und gantze Figuren.
ad. 2.) meine Schüler erhalte ich aus der dritten Klaße; und solten sie schon, von der Geometrie, Perspectiv, Optic und Anatomie einige Käntniße haben.
ad. 3.) es wird ein jeder Schüler Theoretisch und Practisch unterrichtet wie er bey verfertigung, des ihm vorgelegten Urbildes verfährt; die Geometrie, Perspectiv, Optic und Anatomie wird dabey anwendbar gemacht.
Die Urbilder sind aus des Verzeichniß, der Anlage Litt: A: zu ersehen.
Da die Urbilder Zweckmäßig und hinreichend so habe keine eigene entworfen.
ad. 4.) in der Klaße wird so wohl in Conture als mit Schatten und Licht, Unterricht gegeben.
ad. 5.) ein Cursus ist Sechs Monath, und werden nach Ablauf dieser Zeit die Fähigsten in der ersten Classe versetzt. | 2
Der Unterricht ist Jahr ein Jahr aus Wöchentlich des Mittwochs und Sonnabend Vormittags von 9 bis 12. Uhr. und Nachmittags von 2. bis 4. Uhr; Ausgenommen den Ferien, als: zu Weynachten auf 14 Tage, Ostern und Pfingsten auf 8 Tage. Die Kunst-Ausstellungs-Zeit ist ungewiß; je nachdem diese Zeit mehr oder wenigere Wochen währt.
ad. 6.) alle Virteljahr wird ein Special-Rapport an den Director gemacht; in welchen der Vor und Zunahme, Alter, Geburts-Ort, Datum der Annahme, was er ist oder werden will, was sein Vater ist, und des Schülers Fleißes und Application bemerckt wird.
Alle Halbe-Jahr, zu Ostern und Michaeli, werden von den Schülern; selbst verfertigte Probearbeiten, den Senat vorgelegt; welcher entscheidet welcher Schüler aus dieser in der ersten Klaße versetzt werden soll.
ad. 7.) gegenwärtig sind 22. Schüler in meiner Klaße.
Im Local hätte zu erinnern.
a.) daß die Vormittags-Stunden gleich den Nachmittags-Stunden, auf Zwey Stunden gesetzt würden; und zwar von 9 bis 11 Uhr. Dieweil in Zwey Stunden weder der Lehrer noch Lehrling ermüdet wird.
b.) daß nicht Eckert leitete gemeinsam mit Johann Conrad
Krüger den Unterricht im freien Handzeichnen.
[Schließen]zwey Lehrer, verschiedener
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Klaßen, an einen Ort zu gleichen Stunden, Unterricht geben; dieweil
dadurch zwischen den Lehrern und Schülern der einen und andern Klaße (des
Vorrechts wegen) Streitigkeiten entstehen.
ad. 8.) die Zeichnungsschule für Handwercker betreffend.
Bey dieses Institut habe ich die Aufnahme der Schüler, und nach Endigung des Unterrichts, den Rapport an den Director einzureichen; benebst den von den Schülern verfertigte Probe-Zeichnungen.
Meine Lehrstunden sind des Mittwochs, Sonnabend und Sontag, von 4. bis 7. Uhr.
Der Unterricht ist mit anfang Aprill bis ult: Septbr:, und werden den Schülern diejenige Vorbilder zum nachzeichnen gegeben, welche in ansehung ihres Metiers, oder ihrer Fähigkeit, Zweckmäßig sind.
Im verfloßenen Jahr ist die Anzahl der Schüler über 250. gewesen.
Die bey dieses Institut, vorhandene Urbilder sind hinreichend, gut und zweckmäßig; und aus des Verzeichniß in Anlage Litt: B: zu ersehen.
Die Vorschläge, die zu Verbeßerung dieses Instituts zu machen hätte, wären:
a.) daß der Unterricht Jahr ein Jahr aus geschähe.
b.) die Lehrstunden sämtlich auf den Sontag festgesetzt würden. | 4
c.) die Anzahl der Schüler auf 160 fest zu setzen.
d.) daß ein Lehrer nicht mehr als 40. habe.
e.) alle Monath Schüler admittirt werden.
f.) jeder Lehrer vor den 1ten jeden Monaths ein Verzeichniß der abgegangenen Schüler, mit der Ursach, den Director einreicht.
g.) alljährlich geschieht ein Examen dieses Instituts, zu welcher Zeit ein jeder Lehrer ein Special Rapport von seinen Schülern, benebst Probe-Arbeiten, zu übergeben hat.
ad. 9.) die Geschäfte als Oeconomie-Inspector sind Generaliter.
a.) die Aufbewahrung alles was die Academie in Besitz hat.
b.) die nöthige Anstalten bey der Ausstellung und:
c.) bey Extraordinairen Fällen, daß nöthige zu besorgen.
Eckert | 5
A.:
Verzeichniß,
der Vorbilder in der Zweyten Zeichenklaße.
1.) 12. Blatt, das Rehbergsche Zeichenbuch. von D: Berger.
2.) 13. — das Le Sueursche Zeichenbuch. von D: Berger.
3.) 18. — den 2ten Theil des Preislerschen Zeichenbuchs.
4.) 36. — das Zeichenbuch von Giovannini.
5.) 58. — Köpfe, von Le Sueur; halbe Bogens.
6.) 14. — dito. — dito. - theils in 4to theils in Folio.
7.) 10. — dito. — dito. - halbe Bogens.
8.) 10. — Hände und Füße. - — dito.
9.) 12. — Köpfe. von Le Sueur. gantze Bogens.
10.) 4. — Hände und Füße. dito. dito.
11.) 17. — Köpfe, Hände und Füße. von B: Rode.
12.) 9. — Hände, Füße und Torsos. von F: Rehberg.
13.) 6. — Köpfe. von F: Rehberg. in Rahm und Glaß.
14.) 12. — Köpfe. von G: Puhlmann. — dito. —
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231. Blatt.
B.
Verzeichniß,
der Vorbilder in der Zeichnungsschule für Handwercker.
1.) 24. Blatt. Plafonds, Frises und andere Architectonische Verzierungen, Kupferstiche nach Albertoli.
2.) 10. — dergleichen Gegenstände. in Röthel art.
3.) 2. — Thorwege nach Bruchon.
4.) 6. — Banden mit Arabesque. von Boucher.
5.) 7. — Blumen-Bouquets. Röthelart.
6.) 12. — das Rehbergsche Zeichenbuch. von D: Berger. | 6
7.) 13. Blatt. das Le Sueursche Zeichenbuch. von D: Berger.
8.) 24. — der Modelle für Mechanische Künstler. von D: Berger.
9.) 5. — Vasen. von B: Rode.
10.) 15. — Cul de Lampes, Ofens, Cartouchen, Guirandols, Leuchter, Bocale etc. aus des de la Londe Oeuvre.
11.) 35. — Lambris, Camine, Ofen, Bücherschräncke, Buffets, Comoden, Spinden etc. von Boucher.
12.) 25. — Plafonds, Banden, Uhrgehäuße, Meßerhefte, Dosen, Kannen, Stockknöpfe, Leuchter, Schlößer, Vasen, Kaminböcke, Riegels etc. aus des de la Londe Oeuvre.
13.) 47. — Comoden, Tische, Secretairs, Buffets, Tische, Stühle, Schirme, Betten, Uhrgehäuße etc. aus des de la Londe Oeuvre.
14.) 22. — Thürverzierungen, Plafonds, Borduren, Cornichen, eisern-Gatterwerck etc. aus des de la Londe Oeuvre.
15.) 13. — antiquer Rosetten. von C: Antonini.
16.) 15. — Arabesques. von Boucher.
17.) 32. — Laub, Architectonische-Glieder, Capitæler etc. in röthel art. von Lucien nach Caillouet.
18.) 21. — Capitæler, Vasen, Frises etc. in Crayon art.
19.) 48. — Principes zum Blumen Zeichnen. von Le Sueur.
20.) 36. — Principes, Ornaments zu Zeichnen. von Le Sueur.
21.) 3. — verzierte Banden. in röthel Art.
22.) 39. — Blumen, Bauber und Verzierungen. von Krüger.
23.) 11. — Blumen und Blumen-Bouquets; in Contoure gestochen.
24.) 10. — Japanische Blumen-Parthien. — dito. —
25.) 10. — Trophées. Kupferstiche.
26.) 22. — Blumen nach der Natur gezeichnet.
27.) 8. — Architektonische Verzierungen. in Crayon art.
29.) 18. — Vasen, Trophées etc: — dito.
29.) 12. — antiquer Rosetten. etc. — dito.
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545. Blatt.