1Der als Sohn wohlhabender Bauern im Dorf Behla bei Donaueschingen geborene Hirt konnte nach einer Gymnasialausbildung mehrere Studien absolvieren, u.a. in Wien. Anschließend ging er nach Italien. In Rom und Umgebung, in Neapel, auf Sizilien, auf Reisen durch das ganze Land betrieb er archäologische und kunsthistorische Studien, die die Grundlage für seine Tätigkeit als Cicerone bildeten. Er wäre wohl noch länger in Rom und im Kreis seiner Künstlerfreunde geblieben, hätte nicht der Einzug der Napoleonischen Truppen nach Italien die politische und wirtschaftliche Lage zunehmend unsicher und bedrohlich gemacht. So kam er im Herbst 1796 nach einem 14jährigen Rom-Aufenthalt auf Vermittlung der Gräfin Lichtenau nach Berlin und wurde bereits am 29. Oktober desselben Jahres Ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Künste wie auch Mitglied des Senats der Kunstakademie. Eine Woche später, am 3. November 1796, erfolgte, wiederum auf Ordre von König Friedrich Wilhelm II., die Ernennung zum Ordentlichen Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften. An der Bauakademie hielt er von deren Gründung 1799 an Vorlesungen zur Geschichte der Baukunst. 1810 erhielt er die Professur für Theorie und Geschichte der zeichnenden Künste an der neu gegründeten Berliner Universität, an der er 26 Jahre lang vor allem Archäologie lehrte.
2Seine in der Wissenschaftsakademie vorgetragenen Abhandlungen, seine zahlreichen Aufsätze und Rezensionen in wissenschaftlichen Zeitschriften, seine großen Monographien zur Geschichte der antiken Baukunst und zur Geschichte der Malerei machten ihn zu einem von den Zeitgenossen hochgeschätzter Kunstkenner und Kunstvermittler, dessen Sachwissen nicht nur von den königlichen Höfen Friedrich Wilhelms II. und Friedrich Wilhelms III. (einschließlich des Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV.) genutzt wurde, sondern ebenso von Bildenden Künstlern, Archäologen und Historikern wie Friedrich Wilhelm Thiersch, Karl August Böttiger, Johann Gottfried Schadow, Karl Friedrich Schinkel bis zu Goethe. Hirt befand sich in ständigem Austausch mit Wissenschaftlern, Gelehrten und Künstlern, vor allem in Deutschland, aber auch europaweit.
3Heute ist Hirt noch am ehesten bekannt durch seine Arbeiten für das königliche Kunstmuseum in Berlin, das er initiiert, geplant und in den wichtigsten Entwicklungsetappen sachkundig begleitet hat. Als Mitglied der Museumskommission war er zuständig für die Auswahl der in den königlichen Schlössern vorhandenen Kunstwerke und den Zukauf neuer Objekte, wie deren zwischenzeitliche Unterbringung und Restaurierung. In seinen letzten Lebensjahren geriet Hirt in die fachliche Kritik und ist im späteren 19. und 20. Jahrhundert aus dem öffentlichen Gedächtnis weitestgehend verschwunden, wenngleich er, vor allem wegen seiner Kontakte zu Goethe, nie ganz vergessen war. Dass der Polyhistor keiner einzelnen Fachrichtung zuzurechnen ist und auch keine eigentliche Schule begründet hat, sind sicher weitere Gründe dafür, dass Hirt aus dem wissenschaftlichen Kanon herausgefallen ist. Nach der Wiederentdeckung Hirts durch Adolf H. Borbein 1979 haben Hirts Werk und Wirken in jüngerer Zeit eine verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Es gibt eine Vielzahl von Einzeluntersuchungen, auch von großen Überblicksdarstellungen wie zur Berliner Museumsgeschichte, zu den Ankäufen altitalienischer Malerei, zu den Napoleonischen Kunst-Beutezügen, zur klassischen Archäologie und Ägyptologie in Berlin – und anderes mehr -, in denen Hirts zentrale Rolle in Berlin sichtbar wird.