Hirt v: Rom 89.
Niemand besizt die Kunst in wenigen Zeilen so viel zu sagen wie Sie. Die
eingefaßten Billets v. Zürich
sollen mir immer angenehme Besuche seyn, u. deren Inhalt immer den langsten
Briefen lieber Freünden gleichgehalten werden. Die erste Nachricht, daß
etwas von Zu Hirts Aufsätzen in der Zeitschrift "Italien
und Deutschland" vgl. Hirts Brief an Lavater, 27.05.1789.
[Schließen]meinen Aufsäzen in Berlin erschienen sey,
war die Ihrige, u. erst lezten Posttag Brief erschlossen: [Von Karl Philipp Moritz,
Berlin, 1789].
[Schließen]schrieb mir
Moritz
darüber, unerachtet einiger Schwierigkeiten habe ich ihm zugesagt, diese Beytrage
vort [!] zusezen. Ich wünsche sehr, wenn Sie zuweilen diese
unbedeutenden Sachen durchsehen, daß Sie fortfahren mir Ihre Meinung (wäre es
möglich mehr im Detail) zu sagen. Tadel soll immer das liebste seyn. Dies sind
die ersten Versuche auf meiner Laufbahn die weitschichtig u:
gefährlich, u: es doppelt für meine Kräfte ist - der gänzliche Mangel
des Praktischen in dem sich in so viele Zweige verbreitenden Kunstfache, das
Weitläuffige der Erudition alterer u. neuerer Zeiten in so viel Rüksichten u:
Verbindungen wird für mich
| 2 ofters drükend, u. gesezt auch, daß die
natürlichen Anlagen zu sehen, zu meßen, u: zu vergleichen einem zu weilen ô
[nicht] gebräche, wie oft wird diese Kraft durch den Umfang jener
zweien [hier Zeichen für "nicht" einfügen] gehemt, irrgefuhrt, erdrückt? dazu
kömt bey mir der Mangel mich leicht u: bestimmt auszudrüken theils wegen zu
wenig Üebung, theils wegen dem schwäbischen Dialekt u: der wenigen Gelegenheit,
die ich iezt habe, vaterländische Autoren zu lesen. Diese Beyträge sind also
Exercitien eines jungen Athleten, die correktion des Publikums, u. besonders
seiner Freünden werden den Prüfstein seiner Kräfte abgeben, ob es einmal wird
mit Etwas in sich vollendetem auf dem Schauplaz auftretten dürfen. Hiebey habe
ich die besondere Bitte an Sie, nemlich mir zuweilen die
Wahl des Wichtigern, des fürs Publikum [hier Zeichen für "nicht" einfügen] so
wohl intreßantern, als nüzlichern zu bedeuten.